Free Download Walter Kempowski. Eine bürgerliche Biographie., by Dirk Hempel

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Nach dem Flop seines Erstlings Im Block über seine Zeit als DDR-Häftling in Bautzen wurde Walter Kempowski Anfang der 70er-Jahre mit seinem in der Nazizeit spielenden Familienroman Tadellöser & Wolff auf einen Schlag zum Bestseller-Autor. Doch im Rampenlicht der literarischen Welt hat er damals wie später nie wirklich gestanden. Sich dort lange aufzuhalten, hätte er auch die Zeit nicht gehabt: Kempowski ist ein Sammler und der Erfinder einer ganz eigenen, sehr zeitraubenden literarischen Collage-Technik. Zu den kühnsten literarischen Unternehmungen des 20. Jahrhunderts muss zweifellos seine vierbändige Dokumentation Das Echolot gezählt werden. Dort hat er aus abertausenden und teilweise mithilfe von Zeitungsannoncen zusammengetragenen Fund- und Erinnerungsstücken, die er über Jahre in unendlicher Kleinarbeit in seinem katakombengleichen Archiv katalogisiert und indiziert hat, ein wahrhaft beeindruckendes Mosaik vollkommen heterogener Gleichzeitigkeiten montiert. Im Jahr 2004 wurde dieser Kempowski auch schon fünfundsiebzig. Und nicht nur hat man zu diesem Anlass dankenswerter Weise den seinerzeit zu Unrecht kaum beachteten Roman Im Block wieder aufgelegt -- endlich spendiert ihm auch mal jemand eine ordentliche Biografie. Der Germanist Dirk Hempel hat sie geschrieben, ein langjähriger Mitarbeiter am Echolot-Projekt. Und so ist dabei kein Bild aus der Ferne entstanden, sondern eine sehr sympathische Nahaufnahme, ebenso lesenswert wie das Werk des Meisters selbst. --Andreas Vierecke

Pressestimmen

"Der Archivar des 20. Jahrhunderts." (Hamburger Abendblatt)"Der Historiograph des untergegangenen Deutschland. Außer Kempowski hängt wahrscheinlich nur noch Alexander Kluge mit einer solch sehnsüchtigen Liebe an diesem Bürgertum." (Willi Winkler, Süddeutsche Zeitung)

Alle Produktbeschreibungen

Produktinformation

Taschenbuch: 320 Seiten

Verlag: btb (1. April 2004)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3442732085

ISBN-13: 978-3442732081

Größe und/oder Gewicht:

11,8 x 2,7 x 18,9 cm

Durchschnittliche Kundenbewertung:

4.7 von 5 Sternen

3 Kundenrezensionen

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Dirk Hempel, ein langjähriger Mitarbeiter von Walter Kempowski, kennt den Autor aus - im wahrsten Sinne des Wortes "nächster Nähe".Nein, leicht hatte es Walter Kempowski nie: Er zählt zur "vaterlosen Generation" (der Vater fiel in den letzten Kriegstagen). Auch Kempowski hat - wie viele seiner Generation - nie ernsthaft mit seinem Vater geredet. Als es altersmäßig gepasst hätte, war der Vater bereits tot.Kempowski führt nach 1945 - wie viele seiner Generation - ein ziemlich unstetes Leben; 1948 wird er von den Russen verhaftet und wegen Spionage (wie sein Bruder Robert) zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt; beider Mutter zu 10 Jahren Zwangsarbeit.Kempowski sitzt seine Haft in Bautzen ab und wird nach 8 Jahren vorzeitig entlassen. Er geht in den Westen Deutschlands und wird Grundschullehrer. 1969 erscheint sein 1. Buch ("Im Block"), das seine Hafterlebnisse schildert. Der Erfolg des Buches ist allerdings endenwollend. Erst seine beiden, stark autobiografisch geprägten Romane "Tadellöser&Wolff" und "Aus großer Zeit" wurden große Erfolge (nicht zuletzt auch durch die kongeniale Verfilmung durch Eberhard Fechner).. Es blieb nicht bei diesen 3 Büchern; insgesamt wurden es 40 (darunter das monumentale "Echolot").Wenig Resonanz fand Kempowski bei der Literaturwissenschaft: Er ließ sich politisch wie stilistisch nicht in ein "Kästchen" stecken. Er war nicht links, als (fast) alle links waren; er war bürgerlich, als das Wort fast zu einem Schimpfwort mutierte; seine Bücher seien "ohne Erkenntniswert" (seine Leser dachten damals schon anders). Noch dazu kritisierte er die DDR schon zu einer Zeit, als diese manchem noch als das "bessere Deutschland" erschien.Die großen Literaturpreise des Landes hat er nicht bekommen, er, der "sowohl auf literarische als auch politische Moden gepfiffen und konsequent getan hat, was er für persönlich richtig hält.." (Eugen Egner)Für richtig hielt er auch, seine reformpädagogischen Ansichten in seiner Grundschule durchzusetzen - womit er mit der offiziellen Schulpolitik "im Clinch" lag.Persönliche Empfehlung: Das Kempowski-Archiv in Rostock besuchen!Walter Kempowski gehört gelesen!

Es wurde auch langsam mal Zeit: eine Biographie über Walter Kempowski war absolut überfällig. Und um es vorweg zu nehmen - meines Erachtens hat der Germanist Dirk Hempel ein sorgfältig und liebevoll erarbeitetes Stück Literaturgeschichte abgeliefert. Da gibt es einen enorm umfangreichen, sehr gut strukturierten und informativen Anhang, viele sehr schöne Fotografien runden den Text wunderbar ab. Aber der Text variiert in seiner Qualität ein wenig: sehr gelungen sind m.E. beispielsweise die Kapitel über die Familiengeschichte der Kempowskis, Kempowskis Kindheit, seine Zeit in Bautzen und seine Zeit nach der Ankunft in der Bundesrepublik. Und das deutet schon ein Manko dieses Bandes an: Die Begleitung seines Prozesses als Schriftsteller erschöpft sich oftmals im seitenlangen Zitieren von zeitgenössischen Rezensionen. Das ist ermüdend und bleibt bei der Halbwertzeit des Löwenanteils der Literaturkritik seltsam farblos.Und es zeigt zudem ein weiteres Problem auf, welches ich mit diesem Buch habe - und was ich leider schon befürchtete, bevor ich mit der Lektüre begann - das Buch ist eine 250 Seiten lange Apologie des Autors Walter Kempowski. Man mag einwenden, dass auch das überfällig wäre, und gerade die zwiespältigen Reaktionen zwischen einem Überschwang für das "Echolot" einerseits und der barschen Ablehnung seiner belletristischen Texte andererseits mag das verdeutlichen. Doch allein: was interessiert mich das als Leser? Ich weiss, warum ich Kempowski mag und ich weiss ebenfalls, dass ich mich nicht erst seit Uwe Johnson und Max Goldt in guter Gesellschaft befinde.Diesem Buch würde ich in einer Neuauflage einige überarbeitete Passagen wünschen, in welchen Motivation, Leiden und Leidenschaften des Autors Walter Kempowksi deutlicher zutage treten. Dann würde es dem eigenen Anspruch gerechter, die erste Biographie Walter Kempowskis zu sein. Aber auch abgesehen davon, sollten Kempowski Freunde dieses Buch nicht übersehen: man kann es trotz aller Kritik noch immer mit großem Gewinn lesen.

Ein rundes Bild.Die Biographie von Dirk Hempel ergänzt das, was man aus Kempowskis Büchern weiß und für wahr hält, weil diese in der Ich-Form geschrieben sind, durch belegte Fakten. Daß der Pflegesohn seines Gefängnispfarrers später Lektor bei Rowohlt wurde und ihm füglich helfen konnte in seinen schriftstellerischen Versuchen. Auch daß er schon früh, Ende der 1960er Jahre mit damals bekannten Literaturleuten wie Rühmkorf, Enzensberger und J. Kaiser zu tun hatte. Und dann natürlich das tägliche Familienleben mit Frau und Kindern. Für unsereinen, für den naiven Kempowskileser, hat das Buch eine Menge neuer Informationen bereit. Abgesehen davon ist es leicht und angenehm zu lesen. Höchst empfehlenswert.

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